Wie steht es um den Versuch der De-Regulierung der „Neuen Gentechnik“?

Enkeltaugliches Österreich setzt sich, unter der Federführung von Arge Gentechnikfrei, gemeinsam mit anderen Stakeholdern für eine Beibehaltung der Regulierung der Neuen Gentechnik ein.
Wir sind stolz, dass wir noch immer standhalten können und es bisher zu keiner De-Regulierung kam!

Unsere Hoffnung, den Gesetzesentwurf gemeinsam zu verzögern, ist bisher aufgegangen. Je mehr Zeit verstreicht, umso mehr gerät die Aussage, Pflanzen und Produkte die mit neuen genomischen Techniken (NGT) hergestellt wurden, sind von herkömmlicher Pflanzenzucht nicht zu unterscheiden und deshalb rechtlich gleich zu behandeln, in die Kritik. Das ist gut, denn diese Aussage ist wissenschaftlich kaum haltbar.

Die besondere Sorge bezüglich der Patentfrage hat sich ebenso als richtig erwiesen.

Endlich kommt auch vermehrt starke Kritik aus der Wissenschaft!

• Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) kritisiert in einem aktuellen Papier, der Gesetzesvorschlag verstoße gegen das in der EU geltende Vorsorgeprinzip.
• Die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ANSES) kommt in ihrer wissenschaftlichen Stellungnahme zum Annex 1 zu dem Schluss, dass die im Gesetzesvorschlag vorgesehene prüfungsfreie Obergrenze von 20 veränderbaren Zielregionen wissenschaftlich unzureichend begründet sei. Es gebe keinerlei wissenschaftliche Begründung für die Annahme, NGT-Pflanzen der Kategorie 1 würden das gleiche Risiko aufweisen wie herkömmlich gezüchtete Pflanzen.
• In einem weiteren umfangreichen Gutachten kommt die ANSES zu dem Schluss, dass NGT-Pflanzen relevante Risiken aufweisen können. ANSES empfiehlt die Gesundheits- und Umweltrisiken jeder neuen NGT-Pflanze individuell zu prüfen, für diese ggf einen Monitoringplan und bei einer Zulassung die Verpflichtung einen Nachweismethode vorzuschreiben.
• Die Gesellschaft für Ökologie in Deutschland, Österreich und der Schweiz (GfÖ), die weltweit drittgrößte wissenschaftliche Gesellschaft im Bereich Ökologie, weist in einer Stellungnahme im Zusammenhang mit der von der EU-Kommission geplanten Deregulierung insbesondere auf Gefahren für Wildpflanzen hin.
• Die Fachstelle Gentechnik und Umwelt (FGU) kommt in einer Auswertung von rund 50 wissenschaftlichen Arbeiten zu NGT-Pflanzen zu dem Ergebnis, dass auch kleine Eingriffe in das Pflanzen-Genom die Gehirnfunktionen und die Fortpflanzungsfähigkeit bestäubender Insekten schädigen können.
• Auch das Europäische Netzwerk von Wissenschaftler*innen für soziale und ökologische Verantwortung (ENSSER) kritisiert den Gesetzesvorschlag in einer Stellungnahme als unwissenschaftlich. Er sei ein offensiver Versuch, das Vorsorgeprinzip außer Kraft zu setzen.