Das Ziel: BIO als Standard in öffentlichen Einrichtungen
Über 20 Prozent der Menschen in Österreich verpflegen sich bereits außer Haus.
Das schließt nicht nur den gemütlichen Abend im Restaurant ein, sondern auch die Jause oder das Mittagessen in öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise Kindergärten und Schulen. Auch Krankenhäuser zählen zu solchen Einrichtungen. Es zeigt sich also, dass dieser Bereich viele Menschen in einem Lebensabschnitt betrifft, in dem gesunde Ernährung essenziell ist.
Diese große Menge macht den öffentlichen Sektor zu einer außerordentlich wichtigen Stellschraube für den Ausbau der biologischen Landwirtschaft und den Naturschutz in Österreich!
Tatsächlich gibt es deshalb seit dem Beschluss im Juni 2021 den sogenannten Aktionsplan „Nachhaltige Beschaffung“ (naBe). Theoretisch sollen danach ab dem Jahr 2023 verbindlich 25 % der eingekauften Lebensmittel in Einrichtungen des Bundes bio sein. Die naBe-Kernkriterien müssen aufgrund der Selbstbindung seit 1.7.2021 angewendet werden. Praktisch ist das derzeit nicht ausreichend realisiert, denn in den Einrichtungen des Bundes werden momentan nur 4 % BIO eingesetzt. Eine besondere Hürde stellt hier die Vorgehensweise bei Ausschreibungen dar, denn durch die derzeitige Kannregelung fällt die Wahl selten zugunsten der Bio-Lieferant:innen aus. Besonders für kleine Bio-Betriebe ist die Teilnahme bei diesen Auswahlverfahren oft nicht schaffbar.
Eine verpflichtende Erhöhung des Anteils biologischer Lebensmittel in der öffentlichen Versorgung wäre heute schon problemlos machbar, wie die Studie der Universität für Bodenkultur und der Bio Forschung Austria belegt. Diese Studie zeigt nicht nur die Durchführbarkeit, sondern bietet auch bereits Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation (siehe Kapitel 11).
Ein zeitlich abgestimmter Plan für jedes Bundesland zur schrittweisen Steigerung des Bio-Anteils führt zur nachhaltigen und enkeltauglichen Entwicklung Österreichs als ein echtes Bio-Vorzeigeland unter besonderer Berücksichtigung von Tierschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität.
"Was ich toll finde: Über ein Viertel der österreichischen Flächen werden bereits biologisch bewirtschaftet.
Was ich problematisch finde: Wir bekommen kaum was davon ab. Gerade dort, wo Bio-Lebensmittel am wichtigsten wären, sucht man nach BIO wie nach der Nadel im Heuhaufen.
Daher meine Challenge an alle: Lasst uns das Thema adressieren, lasst uns Entscheidungsträger damit konfrontieren, lasst uns enkeltauglich essen und leben!"
Andreas Achleitner, Geschäftsführung Achleitner Biohof
Das kannst du tun
Möchtest du, dass in öffentlichen Einrichtungen in deinem Umfeld mehr gesundes, regionales Bio-Essen auf die Teller kommt?
Die Umstellung auf enkeltaugliche Bio-Verpflegung ist gar nicht mit so hohem Mehraufwand verbunden, wie viele vielleicht denken. Zahlreiche Einrichtungen haben es bereits bewiesen und es werden täglich mehr.
- Rede mit den verantwortlichen Mitmenschen in den Kindergärten, Schulen, öffentlichen Einrichtungen in deinem Umfeld. Schreib uns, wenn du mehr Info oder Beratung zu dem Thema suchst.
Wir helfen und stellen einen unverbindlichen Kontakt zu unseren Expert:innen her, die den Mitarbeiter:innen sehr gern alle Fragen zu einer Umstellung auf gesundes Bio-Essen beantworten und auch während des Prozesses zur Seite stehen.
Das tut die Bewegung
Wir arbeiten Hand in Hand mit dir und setzen als Bewegung auf dasselbe Ziel.
Unsere CHALLENGE:
Gemeinsam mit „Die Biowirt:innen“ und den führenden Expert:innen für Gemeinschaftsverpflegung in Österreich arbeiten wir daran, dass sich politische Rahmenbedingungen ändern, um den Ländern den Umstieg zu erleichtern. Wir als Bewegung ETÖ haben hier durch unseren breiten Zusammenschluss eine großartige Argumentationsgrundlage. Wir sind hier bereits am Tun und werden laufend von den Ergebnissen berichten.
Weiters bemühen wir uns innerhalb unseres Netzwerkes, dass in allen unseren Heimatgemeinden die Entscheidungsträger:innen über diese Möglichkeit, das enkeltaugliche Österreich mitzugestalten, informiert werden. Betrieb für Betrieb. Gemeinsam mit dir.
Gibt es bei dir im Kindergarten bereits weniger Fleisch und mehr BIO?
Freust du dich in einer öffentlichen Einrichtung bereits über gesunde biologische Mahlzeiten?
Toll! Berichte davon oder poste Bilder und zeig ganz Österreich, dass es geht – mit Freude!
#enkeltauglich
Gut zu wissen!
Welche Bereiche umfasst die öffentliche Versorgung?
In Österreich ist die öffentliche Versorgung auf Länder- und Bundesebene aufgeteilt. Auf beiden Ebenen werden Einrichtungen der öffentlichen Hand organisiert und gesteuert. Dies umfasst zum Beispiel Mensen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Schulen und Kindergärten, Einrichtungen der Polizei, des Bundesheeres u. v. m.
Wie hoch soll der Bio-Anteil derzeit in diesen Einrichtungen sein?
Es gibt hier eine sehr heterogene Beschlusslage in einzelnen Bundesländern mit unterschiedlichen Graden der Selbstverpflichtung zu BIO. Die Zahlen reichen hier von 20–100 %. Einige Bundesländer, aber auch die Einrichtungen des Bundes, sehen die Vorgaben nur als Kannkriterium, daher werden die Bio-Quoten zum Teil nicht erfüllt.
Was steht im Regierungsprogramm?
Im Regierungsprogramm sind bereits konkrete Punkte zur Umsetzung benannt und umrissen. Ziel ist eine 100%ig regionale und saisonale Beschaffung in Verbindung mit einer Bioquote von 30 % bis 2025 und 55 % bis 2030.
Es mangelt jedoch an der Umsetzung. Dies ist der Punkt, an dem wir ansetzen.
Wie realistisch und praxisnah ist das?
Die Forderung einer 100 % regionalen und saisonalen Beschaffung dürfte doch übertrieben sein. Das würde nämlich bedeuten: keine Südfrüchte wie Orangen oder Bananen mehr, auf viele liebgewonnene Gewürze, Kaffee und Kakao müsste verzichtet werden, keine Fruchtjoghurts mehr, im Winter nur Äpfel oder tiefgekühltes Obst, frische Salate nur in der Saison etc.
Demgegenüber ist die Forderung von 30 % BIO bis 2025 und 55 % bis 2030 sehr realistisch. Einige Großküchen übertreffen sogar schon heute die Vorgaben für 2030!
Und was wollen die Menschen in Österreich?
Noch nie war die Akzeptanz für den Einsatz regionaler und nachhaltiger, dem Tierschutz verpflichteter Lebensmittel in Österreich so groß wie heute. Die Diskussion um die Klimakrise, Missstände im Bereich der Tierhaltung, die Herausforderungen durch Corona und zuletzt der Ukrainekrieg haben zu einem Umdenken in der Bevölkerung geführt.
Es ist unbestritten, dass die Anliegen des Tierschutzes, der Regionalität, der Nachhaltigkeit und der Unabhängigkeit von chemisch-synthetischen Pestiziden und Düngemitteln im Lebensmittelbereich durch die Bio-Landwirtschaft und Bio-Lebensmittelwirtschaft am besten vertreten werden.