16.11.2023
an Finanzminister Dr. Magnus Brunner
wir, die führenden Vertreter:innen der BIO-Branche Österreichs und unsere Bewegung, Enkeltaugliches Österreich, richten uns an Sie, um auf die Nichteinhaltung der Weisung des BMF zum Aktionsplan Nachhaltige Beschaffung seitens der Bundesbeschaffungs GmbH und der öffentlichen Stellen hinzuweisen. Die Nichterreichung der im Aktionsplan formulierten Ziele zur BIO-Quote birgt schwerwiegende Folgen für jede:n einzelne:n Steuerzahler:in, unser Ökosystem, damit ganz Österreich und im Besonderen für die BIO-Branche.
Wir fordern Sie dazu auf, unsere Anfragen zu beantworten und konkrete Schritte zu setzen, um die BIO-Quote in der öffentlichen Beschaffung konform des nationalen Aktionsplanes zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung ab 2024 verpflichtend umzusetzen.
Laut NaBe Aktionsplan, müssen seit Jänner 2023 verbindlich 25% der eingekauften Lebensmittel in Einrichtungen des Bundes BIO sein (30% ab 2025, 55% ab 2030). Das wird in der Praxis allerdings nicht realisiert, denn in den Einrichtungen des Bundes werden momentan laut unserer Information nur circa 4% BIO eingesetzt (soweit der Status überhaupt bisher erhoben wurde).
Österreich ist ein BIO-Vorzeigeland, unsere Bäuer:innen und Bauern produzieren ausreichend BIO-Lebensmittel. Wir bewirtschaften aktuell ca. 28% (Ziel 2030: 35%) der Fläche biologisch. Der private Haushalt kauft derzeit über 11% der Lebensmittel in BIO ein, die Gastronomie 7%, lediglich die öffentliche Hand hinkt, anders als im Regierungsprogramm niedergeschrieben, stark hinterher.
Eine besondere Hürde bei der Umsetzung stellt die Vorgehensweise der Bundesbeschaffung bei Ausschreibungen dar, da bei bestehenden Rahmenvereinbarungen die BIO-Quoten nicht entsprechend vorgegeben werden bzw. keine eigenen BIO-Lose ausgeschrieben werden. Das hat zur Folge, dass zum einen Lieferanten vermehrt konventionelle Ware liefern und zum anderen reine BIO-Lieferanten sich bei Ausschreibungen, bis auf wenige Ausnahmen, gar nicht beteiligen können! Die Bundesbeschaffungs GmbH sieht nach eigenen Angaben keine Verantwortung, die Umsetzung des NaBe Aktionsplans voranzutreiben.
Eine verpflichtende Erhöhung des Anteils biologischer Lebensmittel in der öffentlichen Beschaffung ist heute schon problemlos machbar, wie eine Studie der Universität für Bodenkultur und der BIO-Forschung Austria belegt.1 Diese Studie zeigt nicht nur die Durchführbarkeit, sondern bietet auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation. Es benötigt also keine weiteren Studien, sondern lediglich den Willen zur Umsetzung.
Es ist Zeit, bestehende Strukturen für das Entstehen eines enkeltauglichen Österreichs zu verändern. Es gibt keinen Grund, länger zu warten, aber viele Gründe sofort aktiv zu werden:
Die öffentliche Beschaffung ist eine der größten Stellschrauben Österreichs für den Ausbau der BIO-Landwirtschaft, der Senkung der Klimaemissionen und diverser Folgekosten.
Alleine dadurch, dass im BIO-Landbau Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel nicht zum Einsatz kommen, hat der BIO-Ackerbau um 66-90% geringere CO2-Äquivalente Emissionen/Hektar.2
BIO-Produkte verzeichnen durchwegs geringere CO2 Emissionen pro kg.
BIO-Produkte verursachen pro Hektar, aber auch pro Kilogramm Lebensmittel geringere Treibhausgasemissionen (CO2-eq) als vergleichbare konventionelle Produkte:3
Es gibt noch unzählige weitere Gründe: Gesundheit, Pestizide in der Atemluft, Sorge um unsere Kinder sowie die Biodiversitätskrise, die uns auch noch teuer zu stehen kommen werden. Bei BIO-Flächen gibt es durchschnittlich 30% mehr Arten und 50% mehr Individuen.
Wir fordern Sie auf, Ihrer Verpflichtung gemäß des NaBe Aktionsplans nachzukommen:
Wir danken Ihnen im Voraus für Ihr Tun.
Mit enkeltauglichen Grüßen,
Achleitner Biohof GmbH: Andreas Achleitner
ADAMAH Vertriebs GmbH: Elisabeth Zoubek und Gerhard Zoubek
Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt: Hans Peter Hutter
BIO AUSTRIA (für 12.500 Mitgliedsbetriebe): Barbara Riegler
BIO AUSTRIA Marketing GmbH (für 500 Partnerbetriebe): Hermann Mittermayr
BioRegion Mühlviertel: Klaus Bauernfeind
Bio-Hofbäckerei Mauracherhof GmbH: Andreas Eder und Josef Eder
Bio-Kräuterhof Aufreiter: Familie Aufreiter
Bio-Metzgerei Juffinger GmbH: Anton Juffinger und Helga Juffinger
Biochi KG: Johann Ebner und Gabi Ebner
BIOGAST GmbH: Horst Moser
Biohof Pranger: Familie Pranger
BOKU Wien: Johann Zaller
dennree Naturkost GmbH: Lukas Nieboda
Die BiowirtInnen (für 10 Partnerbetriebe): Michaela Russmann
Enkeltaugliches Österreich: Andreas Achleitner und Barbara Holzer-Rappoldt
EVOLUTION GmbH: Herbert Schamberger
Frienerhof: Claudia Berger und Georg Berger
Gesellschaft für Beziehungsethik: Robert Rogner
Göttinger GmbH Dessertmanufaktur: Thomas Göttinger
HOTEL ZUR POST GmbH: Georg Maier und Silvia Maier
Höglinger KG: Renate Höglinger
Landgarten: Herbert Stava
Neuburger Fleischlos GmbH: Thomas Neuburger
Ölmühle Fandler GmbH: Julia Fandler
Omas for Future: Hildegard Schweder
Purora GmbH & Co KG: Heinz Pöttinger
Ramsauer Bioniere (für 10 Partnerbetriebe): Georg Berger
RETTER HOTEL GmbH: Hermann Retter und Ulrike Retter
Simon Genuss GmbH: Simon Christoph
Sonnberg Biofleisch GmbH: Manfred Huber und Thomas Reisinger
SONNENTOR Kräuterhandels GmbH: Johannes Gutmann und Manuela Raidl-Zeller
SPA Therme Blumau Betriebs GmbH: Melanie Franke
Speck-Alm: Familie Gaßner
Verein HUMUS+ Modell Ökoregion Kaindorf: Jochen Buchmaier
Verein zur Förderung einer enkeltauglichen Umwelt (für 60 Mitgliedsbetriebe): Sandra Bauer
VOM HÜGEL: Margrit De Colle
Zagler BIO GmbH: Florian Zagler
Zotter Schokolade GmbH: Josef Zotter
ZUKUNFT ESSEN – Gutes Schulessen für alle!: Anna Strobach
sowie weitere Mitgestalter:innen und Partner:innen des Enkeltauglichen Österreichs.
www.etoe.at / info@etoe.at
Link zum Ketchum-Newsroom: https://newsroom.ketchum.at/News.aspx?menueid=28759
Link zum Pressebereich: https://www.etoe.at/presse/
Link zur Presseaussendung: https://www.etoe.at/eto-pressekonferenz-16-11-2023
Quellen:
1) https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrup/download/pdf/3297748?originalFilename=true