Gastkommentar von SIMON ZIELGER – „Die BiowirtInnen“
Die Bio-Gastronomie und Bio-Außer-Haus-Verpflegung erleben derzeit einen immensen Nachfrageschub in ganz Österreich, der sich in zahllosen neuen Betrieben und Zertifizierungen niederschlägt. Es sieht so aus, als ob sich die Gesellschaft in der Pandemie in Richtung Nachhaltigkeit und Umweltschutz verändert hat, und das freut uns. Es zeichnet sich eine positive Entwicklung ab.
Wenn da nicht dieser Hype um die Regionalität wäre, der mittlerweile so schädliche Ausmaße für uns Biowirtinnen annimmt, dass es an der Zeit ist, einige Punkte diesbezüglich klarzustellen, damit wir gemeinsam ein Bewusstsein dafür entwickeln und neue Lösungsansätze finden können:
1. Unkritische Verweise auf „regionale = nachhaltige“ Produkte (die dann in der Regel aus konventioneller Produktion sind) verschleiern die Tatsache, dass eine regionale Produktion auch umweltschädlich und tierunfreundlich sein kann. Eine reine Herkunft sagt nichts über Art und Weise aus, wie das Produkt in Österreich produziert wird. Das reicht uns nicht.
2. Das Suggerieren, dass regionale Herkunft ohne die Beachtung von Produktionsqualitäten (wie z. B. BIO-Standard) automatisch besser ist als Produkte aus dem bösen Ausland, ist höchst zweifelhaft.
3. Bio-Artikel (international und national) haben im Vergleich zu konventionellen Artikeln den großen, unschlagbaren Vorteil, dass der Warenfluss vom Acker bis hin zur/zum Verbrauchenden lückenlos kontrolliert ist. Dies ist bei keinem einzigen konventionellen Artikel der Fall, auch wenn er noch so regional ist.
4. Konventionelle Produkte aus sogenannter „regionaler Herkunft“ bezeichnen in den meisten Fällen nur den/die VerarbeiterIn als LetztinverkehrbringerIn. Die Rohware für diese „regionalen“ Lebensmitteln kommt oftmals aus dem Ausland, wie zahllose bekannte Beispiele es leider sehr offen beweisen.
5. Die Umweltleistungen von Bio-Produkten im Verhältnis zu vergleichbaren konventionellen Produkten sind weitaus höher und besser zu qualifizieren.
Die konventionelle Land- und Gartenbauwirtschaft ist durch ihren Eintrag chemisch-synthetischer Pestizide auf die Äcker einer der hauptverantwortlichen Verursacher für das Arten- und Insektensterben in unserer Heimat wie auch im Ausland.
Der Futtermittelimport zur Erzeugung konventioneller tierischer „regionaler“ Lebensmittel ist einer der Treiber für die Vernichtung des Regenwaldes in Südamerika.
Und es können hier noch viele weitere Beispiele angeführt werden.
Daher ist im Sinne des Umwelt- und Artenschutzes einer Verharmlosung der konventionellen regionalen Erzeugung sowie einer pauschalen Diffamierung von Bio-Artikeln scharf entgegenzutreten.
Wir freuen uns auf das Erarbeiten von Lösungen gemeinsam mit euch.